Neue Ansätze und Forschungen zum Umgang mit Stereotypen und Diskriminierungen standen im Mittelpunkt des Seminars mit dem Kulturwissenschaftler Özkan Ezli und Wolfgang Sander, dem renommierten Experten für die Didaktik der politischen Bildung. Ein erstes Fazit: Die Demokratiebildung mit ihrem starken Fokus auf Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie Rassismus und Diskriminierung kann ihre Ziele besser erreichen, wenn sie stärker als bisher die Ambivalenzen und die Kontroversität des Themas in ihre Curricula einbaut. Bildungsprozesse sollten so gestaltet werden, dass die Herausbildung von negativen Identitäten vermieden wird, in denen das eigene ‚Verletztsein‘ im Mittelpunkt steht. Zugehörigkeiten und Identitäten sollten vielmehr reflexiv gemacht werden.
Özkan Ezli (Universität Münster) zeigte anhand ausgewählter Fallbeispiele aus insgesamt 75 Interviews im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekt zu den „Gefühlskulturen in der Einwanderungsgesellschaft zwischen Verweigerung und Teilhabe (2021–2025, Universität Münster)“, welche wichtige Rolle Affektlagen bei der Interpretation von Zuschreibungen und Wahrnehmungen von Diskriminierung spielen. Es zeigte sich eine große Bandbreite bei der Beantwortung der Fragen: ‚Lässt sich der Islam in Deutschland leben?‘ und ‚Welche Erfahrungen von Diskriminierung haben Sie bislang gemacht?‘
Prof. Dr. Wolfgang Sander (Universität Gießen) stellte sieben didaktische und methodische Prinzipien vor, mit denen (nicht nur) die politische Bildung im Klassenzimmer Themen wie Diskriminierung und Rassismus behandeln kann. Für die Demokratiebildung, so seine Konklusion, sei es wichtig, Vorurteile als vorläufige Urteile anzusehen, Zugehörigkeit und Identitäten reflexiv zu machen und Bildungsprozesse offen und kontrovers zu gestalten.
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In unserem nächsten Webinar am 7. Mai 2024 (14.30 bis 16.00 Uhr) diskutieren wir mit Muhammet Mertek (Lehrer und Experte für islamischen Religionsunterricht), Cordula Heckmann (ehem. Schulleiterin am Campus Rütli, Berlin-Neukölln) und Jörg Schäfer (Experte für Demokratiebildung und Lehrerfortbildung am LISUM Berlin-Brandenburg) über die Frage, wie Zugehörigkeitsgefühle gestärkt und einer Flucht in die Herkunftsidentität begegnet werden kann.
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