Im Herbst 2023 fand erneut das Mentoring-Programm für junge Menschen zwischen 16 und 22 Jahren im Deutschen Bundestag statt. Das Programm wurde 2022 von dem Bundestagsabgeordneten Hakan Demir in Zusammenarbeit mit Dialog macht Schule ins Leben gerufen.
Im Rahmen von fünf unterschiedlichen Workshops von Dialog macht Schule, die zum Teil in den Räumen des Deutschen Bundestages durchgeführt wurden, kamen 15 Jugendliche aus Berlin-Neukölln mit dem Bundestagsabgeordneten ihres Wahlkreises zusammen. Dabei hatten sie die Gelegenheit, die praktische Arbeit des Parlaments und eines Abgeordneten kennenzulernen, ihre persönlichen Anliegen vorzubringen und aktuell gesellschaftspolitisch besonders relevante Themen aus ihrer Lebenswelt zu diskutieren. Beim Besuch von zivilgesellschaftlichen Initiativen, die sich gezielt für Bürgerbeteiligung und Teilhabe einsetzen, lernten sie zudem Möglichkeiten der Interessenvertretung im politischen Rahmen kennen. Auf besonderes Interesse stieß bei vielen Teilnehmenden die aktuell bevorstehende Gründung eines Kinder- und Jugendparlaments in Neukölln.
Viele Teilnehmende thematisierten zudem die hohe Zahl von Gewaltvorkommnissen in Neukölln und ihre damit verbundenen Ängste und Unsicherheitsgefühle. Große Besorgnis und Unverständnis wurde in diesem Zusammenhang über den Wegfall des Wachschutzes an Neuköllner Schulen geäußert. Der Sicherheitsdienst hätte in den letzten Jahren erheblich dazu beigetragen, dass sich Schüler*innen an ihren Schulen sicherer fühlten. Die Teilnehmenden wünschen sich in diesem Kontext, dass ihre Sorgen und Ängste von politisch Verantwortlichen ernst genommen und angemessene Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.
Die Behandlung des Nahostkonflikts, speziell im schulischen Kontext, wurde bereits zu Beginn des Programms als ein weiteres bedeutsames Anliegen von den Teilnehmenden eingebracht. Als wichtigen Punkt nannten sie, unterschiedliche Perspektiven in den Diskussionen zu beleuchten und die humanitäre Lage der palästinensischen Bevölkerung miteinzubeziehen. Die Brutalität des Nahostkonflikts wurde durch den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und der nachfolgenden kriegerischen Auseinandersetzung leider erneut zur blutigen Realität. Die Jugendlichen haben in sehr differenzierter Weise ihre Fragen zur Positionierung von Deutschland, zum Völkerrecht, zu Menschenrechtsverletzungen und möglichen Lösungsansätzen eingebracht. In der sehr bewegenden und intensiven Diskussionsrunde mit Hakan Demir wurde deutlich, wie wichtig es ist, den Gefühlen, Meinungen, Sorgen und Ängsten der Teilnehmenden Gehör zu schenken. Auf dieser Grundlage entfaltet sich die Bereitschaft, auch über andere, kontroverse Standpunkte nachzudenken. Die offene und respektvolle Art der Debatte zeigte zudem, wie gut die Jugendlichen demokratische Kompetenzen wie Konfliktfähigkeit, das Respektieren und Aushalten anderer Meinungen und das Hineinversetzen in unterschiedliche Perspektiven bereits verinnerlicht haben.
Zum Abschluss des Mentoring-Programms am 14. Oktober überreichte Hakan Demir den Teilnehmenden im Beisein ihrer Familien und Freunde eine persönliche Urkunde und dankte ihnen für ihren Einsatz und ihr Interesse.
Das Erleben von Politik an Orten des tatsächlichen Politikgeschehens wie dem Deutschen Bundestag, verbunden mit einem persönlichen Kontakt zu einem Bundestagsabgeordneten und der Möglichkeit, eigene Anliegen einzubringen, stellen aus unserer Sicht einen Dreiklang dar, der das Interesse für Politik und die Identifikation junger Menschen mit demokratischen Verfahren enorm beflügeln kann.
Wir danken Hakan Demir und seiner Büroleiterin Annabelle Wischnat für ihr Vertrauen und die gute Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Umsetzung des Mentoring-Programms. Auf die Fortsetzung im Jahr 2024 freuen wir uns sehr.
